Naja, erstmal bin ich ja angekommen in Deutschland, in Bayern. Sehr freundlich war die Regierung nicht, sie wollte mich wieder in Quarantäne schicken. Ich hätte ja vom Niedrig-Inzidenzgebiet Peloponnes fremde Viren nach Bayern einschleppen können. Sippenhaft für Reisende.
Aber es gibt Wege und Grenzübergänge, die spätabends im April nicht bewacht sind. Wie ein Schmuggler fühlte ich mich nach dem unkontrollierten Grenzübertritt. Noch vor 1,5 Jahren war das die Regel. Jetzt ist man kriminell.
Also verbrachte ich die ersten drei Tage am bekannten Wanderparkplatz, bei Schnee und Kälte. Erfreute mich beim Wandern und Bärlauch-Pflücken. Dann "wagte" ich mich nach Herrmannsdorf.
Endlich konnte ich auch meine beiden Enkel wieder umarmen. Und entdeckte die Schönheiten unseres ersten Wohnortes im "Westen" vor 30 Jahren: Bruckmühl an der Mangfall bei einem Spaziergang wieder.
Nach mehr als 4 Monaten mußte ich natürlich meinen Eltern in Dresden einen Besuch abstatten. Väterchen wird dieses Jahr 90. Aber sie versorgen sich immer noch selbst.
Endlich klappte es auch mit einem Besuch in Leipzig bei der Familie meiner Nichte. Die kleine Mara durfte ich rund um das Völkerschlachtdenkmal spazieren fahren. Hier waren wir als Familie einmal, als ich ca. 10 Jahre alt war. Das Denkmal sieht noch genauso aus wie vor 60 Jahren. Es erinnert an die Völkerschlacht von 1813, als Truppenverbände von Preußen, Russland, Österreich und Schweden die napoleonischen Truppen Frankreichs besiegten.
Im Stadtzentrum mit Oper, Uni und Gewandhaus erinnerte ich mich an mein 4jähriges Studium an der damaligen Karl-Marx-Universität. Dort erwarb ich den Titel Diplom-Ökonom 1975. An der Ausgrabung der Gewölbe des Studentenclubs Moritzbastei war ich mit Hacke und Schaufel 1975 beteiligt.
Heute ist das ehemalige Uni-Hochhaus anders genutzt und die Hörsäle und Seminargebäude am Augustusplatz sind in Erinnerung an die 1968 gesprengte Kirche mit einer Kirchenähnlichen Fassade neu und attraktiv gestaltet. 1409 wurde die Universität gegründet und hat eine reiche wissenschaftliche Geschichte als auch ihre Irrungen und Verwirrungen in der jeweiligen politischen Ära. Die jeweilige Politik hat sich schon immer der Wissenschaften bemächtigt und diese für ihre Zwecke verformt und verbogen. Auch heute teilweise wieder !
in Dresden:
in Leipzig:
Mit meinem Schwesterlein unternahm ich im Mai in Thüringen eine schöne Wanderung, das Ziel war der Paulinenturm bei Bad Berka. Sonne und Regen begleiteten uns. Die tolle 43 m lange Holzbrücke von 1818 über die Ilm in Buchfart ist eine historische Sehenswürdigkeit, die Wassermühle daneben wurde restauriert und wieder fürs Müllerhandwerk genutzt. Schön, solche Kleinode am Wegesrand zu entdecken.
Eine für mich völlig neue Gegend war das nächste Reiseziel. An der Bergstraße in der "Toskana Hessens" wohnt mein Freund und er hatte mir viel zu zeigen. Am Rhein und im höher liegenden waldreichen wunderschönen Odenwald verbrachten wir ein paar feuchte frühlingshafte Tage mit Ausflügen in schöne Städtchen und Wanderungen.
Die erste Station war Gernsheim, direkt am Rhein gelegen. Am Fährhafen gab es einen großen Parkplatz, ne Toilette mit Wasser und ne Imbissbude, also nicht schlecht zum Bleiben über Nacht. Ein Denkmal verwies auf einen berühmten Sohn des Ortes aus dem 15. Jh, den Buchdrucker Schöffer. Johannes Gutenberg hatte ja bekanntlich den Buchdruck mit beweglichen Lettern ab 1450 revolutioniert. Peter Schöffer, ein Buchhändler und Verleger aus Gernsheim verbesserte die Buchdruckerfindung und verhalf ihr entscheidend zum Siegeszug.
Unsere nächste Station war der WoMo-Stellplatz in Lorsch. Es handelte sich ja zu dieser Zeit noch um Übernachtungsverbote, aber aus Dienstreisegründen "durfte" man eine Nacht bleiben. Leider war der Bezahlautomat defekt ! Am Tage wegfahren und am Abend wiederkommen, entsprach ja keiner durchgängigen Übernachtung!
Das ehemalige Kloster von Lorsch vom 8. Jh. ist Weltkulturerbe, es war eine Reichsabtei Karls des Großen, ein wunderschönes karolingisches Gebäude ist erhalten, dazu eine große Parkanlage und Ausgrabungen. Im Ort bewunderte ich das tolle Fachwerk-Rathaus am Marktplatz.
Besonders blieb uns in Erinnerung, daß wir am ersten Tag der Restaurant-Wiedereröffnungen nach Corona-Sperre zumindest draußen logieren durften. Wir packten Kaffee und Abendessen in einen Aufenthalt, kühl war`s und dann kam auch noch Regen auf. Aber die 5 € extra für den Corona-Test mußten sich lohnen.
Ein Ausflug in Hans` Heimatort Alsbach-Hähnlein ging serpentinig zum auf dem Hügel gelegenen Schloß Alsbach. Das Schloß blieb mir in denkwürdiger Erinnerung wegen des Felssturzes der Schloßmauer. Gerade am Parkplatz angekommen gab es einen großen Rumms und viel Staub, aufgeregtes Geschrei von Tieren. Eine großes Loch in der Mauer zeugte vom Unfall und genau darunter wurde ein Tiergatter verschüttet. Unter Trümmern guckte mich ein Kaninchen mitleiderregend an. Hans informierte den Rettungsdienst und dann war Alarm-Stufe. Viele Fahrzeuge der Feuerwehr und Rettungsdienste sausten zu uns hinauf , Tatü tata. Mehrfach wurden wir als Augenzeugen befragt, zum Glück stellte sich kein Personenschaden heraus.
Eine kleine Wanderung zum Kirchberghäuschen oberhalb von Benzheim war dann noch eine sehr schöne Abwechslung.
Das Wetter war nicht wirklich frühlingshaft, wir unternahmen eine kurze Bahnreise zum Stadtbummel nach Ladenburg, eine denkmalgeschützte Altstadt, zunächst eine keltische Siedlung, später von den Römern besiedelt. Im Jahr 220 besaß Ladenburg ein Forum mit Marktbasilika, einen Wochenmarkt, Tempel, Thermen, Paläste und ein römisches Theater. So ein tolles Städtchen.
Ein Stück Kuchen mit Coffee to go durfte man nur am Brunnen genießen, nix mit Aufenthalt im Cafe.
Ein nächster Ausflug mit der Bahn führte uns nach Worms. Die Stadt war kein Highlight, aber doch sehenswert waren:
der riesige Dom, das Luther-Denkmal zum Gedenken an den Reichstag vor genau 500 Jahren. Hier sollte der Reformator Luther vor dem Kaiser Karl dem V. seine Thesen von Wittenberg widerrufen. Was er nicht tat, "Hier stehe ich und kann nicht anders" soll er ausgerufen haben.
Für uns der dritte sehenswerte Höhepunkt war der große Jüdische Friedhof "Heiliger Sand", wirklich beeindruckende Grabmale, die zum Glück erhalten geblieben sind. Der älteste jüdische Friedhof Europas mit Gräbern aus fast 1000 Jahren.
Auch wenn das Mai-Wetter kaum besser wurde, ein Ausflug in den Odenwald sollte es ja unbedingt noch werden. Im Terassencamp in Schlierbach checkten wir für eine Woche ein. Herrlich, wieder mal zu duschen. Mitten in waldreicher, grüner Umgebung ließ es sich aushalten. Wir unternahmen schöne Wanderungen, der Nibelungensteig führt anspruchsvoll auf und ab.
Im oberhalb gelegenen Örtchen Lindenfels ergatterten wir einen Termin zum Coronatest in einer Kirche, somit wurde die sinnvoll genutzt. Dieses Testergebnis erlaubte uns den weiteren Aufenthalt auf dem Campingplatz und zweimal essen gehen im örtlichen Gasthof "Zum römischen Kaiser", dessen Aufenthalt hier aber nicht nachgewiesen werden konnte.
Auf der Rückfahrt von Hessen nach Süden hatte ich Gelegenheit zu einem Zwischenstopp in Heidelberg.
Birgit, eine Freundin der Kirgistanreise zeigte mir ihre schöne Stadt am Neckar, hoch oben das Renaissance- Schloß, ein wunderschöner Blick auf den Fluß und seine Brücken. Bekannt ist Heidelberg auch für seine alte Universität, im 14. Jh gegründet.
Bei schönstem Wetter genossen wir am Fluß unser Abendessen, griechischen Rotwein aus der Box und die bewundernden Blicke und Bemerkungen der Vorüber-Radelnden und -Spazierenden. So geht Sommer- unbeschwert mit viel Spaß !
Meine Rundreise war noch nicht zu Ende. Auf der Alb traf ich Anfang Juni meine Freundin Sabine und Teile ihrer Familie zu herrlich ungezwungenen Tagen, schönstes Wetter, wandern, Blumen pflücken, grillen, Gemütlichkeit pur!
Es macht einfach riesige Freude, die Natur zu genießen und einfach nur zu Sein.
Ja und dann.... beschlossen wir eine Retreat-Auszeit in Sabines herrlich grünem, blühendem Anwesen. Den ursprünglichen Plan, zu schweigen, hielten wir einen ganzen Tag durch ! Immerhin. Aber Gymnastik, Meditation, gemeinsames Kochen und Essen waren eine sehr schöne Erfahrung.
Lang vorausgeplant hatten wir diese Urlaubswoche, Susanne war endlich mal wieder in Bayern und hatte etwas Zeit.
Von Glonn im Lkr. Ebersberg ging die WoMo-Reise nach Tettenhausen am Waginger See (mit Baden), über Bad Reichenhall mit einem mondänen kaiserlichen Kurpark mit Salinen bis auf einen noblen Campingplatz in Ramsau bei Berchtesgaden. Nach einem herrlichen Tagestrip zum Hintersee und wundervollem Watzmann-Blick ging die Reise zurück. Bei netten Freunden im hübschen Ort Truchtlaching war unsere letzte Übernachtung. Schön war`s und beim nächsten mal sind wir bestimmt etwas entspannter.
Daß Susanne meinen Wanderstock im Restaurant vergaß, war ein guter Grund, paar Wochen später mit Hans nochmal in die Berge zu fahren.
Zwischenstopp im Juni in Germering, endlich mal wieder ein Tag mit meinen zwei Mäusen.
Bewegung, Erholung, Genuß, gute Gespräche bei Ellens Kurs auf dem Bio-Bauernhof von Gabriele Maier im Allgäu:
... und zum Abschluß im Allgäu bei Ravensburg noch ein Besuch mit Ute im blühenden Refugium von Sabine, es ist so wunderbar, wenn man im Gleichklang der Empfindungen mit Freundinnen sein kann. Wandern und Suche nach Orchideen, das herrliche Schloß in Wolfegg, das Wurzacher Ried ( ein ehemaliges Moor-Abbau-Gebiet, das größte noch intakte Hochmoorgebiet Mitteleuropas) und schönes Wetter, besser geht`s nicht.
Ende Juni 2021 war ich zu Besuch in der Weinstadt Würzburg, mein kostenloser WoMo-Standort war wieder ein Parkplatz an den Sportanlagen, schattig, ruhig, nah am Main, mit Straßenbahn-Anbindung.
Die alte Mainbrücke, die Residenz, der Dom, die riesige Festung Marienberg und eine belebte einladende Innenstadt, alles ist sehenswert
Zum endgültigen Ende des Frühjahrs war ich nochmal in Familie in Dresden und Tautenhain, mit Muttchen natürlich im Erdbeerfeld, da erwachen bei ihr alle Geister und sie schiebt den Rolli zwischen die Zeilen und pflückt emsig begeistert trotz Hitze. Herrlich !
Bei größter Hitze unternahmen wir einen Ausflug zum Schloß Pillnitz, Eintritt in den Schloßpark nur gegen saftige Gebühr, nee dann doch nicht, aber das Eis im Cafe war mehr als verdient.